Ein teueres Date

Die ersten Sonnenstrahlen weckten mich im Zelt und ich merkte, dass Roger wieder weg war. Ich kämpfte eine gefühlte Ewigkeit mit dem verdammten Reißverschluss und musste anschließend meine Augen an die grelle Sonne gewöhnen. Mein Magen knurrte und ich stank bestialisch. Bevor ich mir etwas zu Essen suche, musste ich unbedingt duschen.



Ich fuhr zum örtlichen Fitnesscenter und legte meine Sachen in einen Fach rein. Während ich duschte, hörte ich komische Geräusche, dachte mir aber nichts dabei.



Als ich aus der Dusche kam und meine Sachen holen wollte, war das Fach aufgebrochen und alles fort. Nur mit einem Handtuch bekleidet lief ich durch die Gegend und suchte Sachen, die ich zu Geld machen konnte. Es war so demütigend, wie mich die Leute ansahen. Die verwirrten Blicke stachen mir ins Herz. Ich möchte endlich wieder reich sein. So wie damals. Da hatte ich keine Sorgen und musste mir keine Gedanken über die Zukunft machen.



An einem Campingstisch war ein Teller mit gegrillten Kartoffeln. Ich setzte mich dazu und fragte die Frau:
"Kann ich etwas von dem Essen haben?"
Sie schaute überrascht über meine Frage und antwortete:
"Natürlich. Bevor ich alles in den Müll werfen muss."
Ich nahm mir ein Teller und schlug mir den Magen voll. Nun musste ich nur noch nach Hause kommen und frische Kleidung anziehen. Und zwar ohne von Freunden entdeckt zu werden.



Zu meiner Erleichterung waren alle alten Freunde arbeiten und ich konnte endlich wieder normale Kleidung anziehen. Abends piepste mein Handy und Roger wollte mich ins Restaurant Sakura ausführen. Ich machte mich schnell schick und fuhr schwarz nach Newcrest runter, um Geld zu sparen. Er wartete bereits auf mich und winkte, als er mich sah. Ich ging zu ihm und fragte:
"Ist es eine Art Date?"
Er wurde rot und verlegen. 
"So ist es gedacht. Ich habe gerade kein Geld dabei. Kannst du zahlen?", antwortete er.
Ich hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Zum Wohle des Kindes hielt ich aber den Mund und sagte zerknirscht:
"Ich habe selbst kaum Geld dabei. Am besten nehmen wir nur die Angebote."
Er schaute angesäuert und willigte ein.



Wir gingen rein und ich ging zum Empfang, während Roger auf Toilette eilte.
"Willkommen im Restaurant Sakura. Wir bieten ein weites Spektrum von asiatischen Gerichten für jedes Portmonee an. Haben Sie oder Ihr Begleiter einen Tisch bestellt?", fragte der Rezeptionist.
Ich schrieb Roger schnell eine SMS, um nur zu erfahren, dass er nichts bestellt hat.
"Leider nicht. Haben Sie noch ein Tisch frei?", fragte ich freundlich.
"Ich schaue kurz nach", antwortete der Rezeptionist und studierte etwas.
"Ah, ein Tisch ist noch frei. Ich bringe sie dort hin", sagte er und brachte mich zum Tisch.




Ich hatte bereits die Karte studiert, als Roger dazu kam. Er hatte recht lange auf dem Klo gebraucht. Mir knurrte der Magen bereits und er begann erst die Karte zu studieren. 
"Willst du wirklich nicht mehr ausgeben? Das Essen klingt so lecker", fragte er mich.
Ich schüttelte nur den Kopf und er schaute tieftraurig rein. 



Auf einmal stand eine Kellnerin neben uns und fragte:
"Was können wir Ihnen bringen?"
"Zwei Mal Oolong-Tee und zwei Mal Schweinefleisch-Aobo", antwortete Roger und zeigte nochmal aufs Tagesangebot.
Deutlicher geht es nicht. Wir gaben der Kellnerin unsere Karten und flirteten eine Weile.



Schneller als erwartet stand sie mit der Bestellung neben unseren Tisch und servierte das Essen.
"Wir wünschen Ihnen einen guten Appetit", sagte sie und verschwand.
Das Essen sah merkwürdig aus und roch seltsam. Eigentlich wollte ich es nicht essen, aber mein Hunger sagte was anderes. Die ersten Bisse musste ich mit Gewalt schlucken, aber dann gewöhnte ich mich an den Geschmack. Der Tee hingegen schmeckte super lecker. Der spülte diesen komischen Geschmack runter.



Ich bezahlte und folgte Roger zu seinem Auto. Er fuhr mich nach Willow Creek zurück und ich kam auf eine brilliante Idee. Da er in mich so verknallt ist, könnte ich doch bei ihm übernachten. Das mit dem Kind habe ich natürlich verheimlicht. Er sollte nicht wissen, dass er Vater wird. Ich will es Vincent als das Geschwisterkind unterjubeln, damit ich wieder bei ihm wohnen kann. 
"Was meinst du von meiner Idee?", fragte er plötzlich. 
Er riss mich aus meiner Planung und ich antwortete:
"Ich war gerade in Gedanken."
"Ich wiederhole es nochmal. Möchtest du bei mir übernachten? So mit allem drum und dran?", fragte er freundlich.
"Natürlich würde ich es gerne tun", antwortete ich und küsste ihn auf die Lippen.
Er wurde rot und drehte sich für einen Moment weg, um sich wieder zu fangen.



Er brachte mich in sein Schlafzimmer und Babs schenkte mir auf dem Weg böse Blicke. Blicke, die einen töten könnten. War sie vielleicht an Roger interessiert? Immerhin sind beide Kollegen im Büro und kennen sich lange. 
Er schloss die Türe ab und setzte sich mit mir auf sein Bett. Wir begannen uns zu küssen und gingen schrittweise weiter.



Nach dem Techtelmechtel brauchte ich dringend eine Dusche und huschte wieder zu Roger ins Bett. Babs Blicke machten mir Angst. Sie sah mich wirklich als Rivalin um einen Mann. Ihre Gestik und Mimik war einfach zu eindeutig. Ich machte mir auch Gedanken, wann ich Vincent aufsuchen wollte. Zumindest nicht vor der Geburt des Kindes. Er würde misstrauisch werden. Als alleinerziehende Mutter könnte ich mehr Mitleid bekommen und hoffen, dass er mir meine Story abkauft. Rogers liebevolle Umarmung brachte mich schon wieder aus dem Konzept. Warum musste ich so fühlen? Er ist doch nur ein Werkzeug für mich, mehr nicht. Ich könnte mich nie in einem armen Angestellten verlieben. Das darf nie passieren.

 

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