Tag 7 - Ein Tag von Cleo

Roger Theissen


Ich wusste, dass ich bei Xenia nie landen werde. Seit vielen Jahren versuche ich mit Gesten ihr Herz zu erobern und werde dafür wie ein dummes Werkzeug behandelt. Meine Gefühle für Xenia gingen langsam verloren, als mich Mitbewohnerin Babs Amour immer wieder datete. Sie behandelte mich wie ein Mensch, auch wenn sie leicht stalkerisch veranlagt ist und es nicht gerne sieht, wenn ich ohne ihr irgendwo hingehe. Nicht nur, dass sie jeden Schritt von mir kontrolliert, kennt sie jede E-Mail und jede SMS von mir. Simon meinte, sie hat sicher eine spezielle Software auf meinem Handy installiert und gab mein Handy an einem Freund weiter, der sich "legal" mit Computer befasst. Dieser fand auch eine Software und hat diese gelöscht. Alle fünf Minuten ruft sie mich an, wenn wir nicht auf der Arbeit sind und fragt, ob alles in Ordnung sei. Trotzdem liebe ich sie und fragte sie, ob sie nicht meine Freundin werden möchte. Sie antwortete natürlich mit Ja. Ein ungutes Gefühl keimte in mir gleichzeitig auf, weil ich spüre, dass ich einen großen Fehler gemacht habe. Babs strahlt zunehmend Gefahr aus und macht mir Angst. Also warum habe ich bloß das getan? 



Gleich nach dem Beziehungsstart mussten wir beide einfach intim werden. Sie freute sich so sehr, dass wir vor der Arbeit noch Spaß hatten.



Auf der Arbeit erfuhr ich dann, dass sie schwanger sei. Direkt vom ersten Mal. Ich spüre, dass Cleo meine Tochter ist. Nun bekomme ich noch ein Kind. Ich hoffe, dass es Babs einschränkt und sie mich nicht so stark stalkt.



Cleo Hansen


Mama war auf einmal fort. Sie hatte sich nicht verabschiedet oder mich gedrückt. Einfach nur am Straßenrand abgesetzt, als sie zu diesem Mann ins Auto stieg. Ich bekam große Angst und weinte. Normalerweise kommt Mama, wenn ich weine, aber diesmal nicht.



Also ging ich Richtung Haus und sah dieses komische Ding davor. Es sah seltsam aus und war sehr glatt. So kalt. Vor allem war auf einmal die Türe fort. Ich wollte doch nur zu Mama. Vielleicht ist sie ja im Haus. Aber dieses Ding ist so hooooch und ich komme alleine nicht hoch. Tränen stiegen mir in die Augen und ich begann erneut zu weinen. Mama, wo bist du? 



Ein komischer Mann kam vorbei und fragte mich:
"Bist du die kleine Cleo? Deine Mama hat mich um Hilfe gebeten, damit du nicht alleine bist. Heute werden wir sicher einen schönen Tag haben."
Als der Mann immer näher kam, ging ich zurück. Er sah sehr gruselig aus. Wie der böse Mann aus den Kinderbüchern. Ich begann zu Weinen und er versuchte mich zu umarmen. Als er mich umarmte, drückte ich ihn weg. Dann roch es auf einmal so lecker. Er hatte auf einmal einen Lolli in der Hand. Der Mann scheint doch nicht so böse zu sein. Ich nahm den Lolli und er hob mich auf.



Er stieg dieses Ding hoch und setzte mich kurz ab, um die Türe zu öffnen. Dann nahm er mich wieder hoch und ich staunte nicht schlecht. Dieses Ding ist im Haus viel länger und höher. Er trug mich dieses Ding hoch und brachte mich ins Kinderzimmer. Ich musste dringend und er sagte mir:
"Siehst du diesen Topf? Da kannst du drauf und für große Mädchen machen. Aber davor ziehe ich dir die Windel und die Jeans aus."
Was ist ein Topf? Dieses Ding neben dem Bett ist Rund und hat ein riesiges Loch. Darin soll ich also mein Pipi machen? Er zog meine Hose und Windel aus. Langsam führte er mich zu dem Teil und ich fühlte es erstmal ab. Es war kalt und ich konnte meine Hand reinstecken. Geduldig schaute mir dieser Mann zu. Dann setzte ich mich auf diesem Topf und begann zu drücken. Mein Po frierte bei der Berührung damit und ich schaute zwischendurch unter mir, was da passiert. Als ich fertig war, zog er mir eine neue Windel und die Hose wieder an. Er öffnete den Topf und brachte mein Pipi weg.



Ich ging zum Regal und nahm mein Lieblingsbuch raus. Darin geht es um ein Mädchen mit seeeehr langen Haaren, was in einem Turm lebt und von einer bösen Frau entführt wird als Baby. Am Ende hat das Mädchen immer einen Jungen, mit dem es ein Baby hat. Der Mann kam wieder und ich drückte ihm das Buch in der Hand.
"Ich soll es dir vorlesen, oder? Dann setz dich aufs Bett und es geht los", sagte er.
Ich kletterte auf mein Bett und hörte der Geschichte zu.



"Happa. Happa", sagte ich zu ihm, als er fertig war.
Er nahm mich hoch und brachte mich über dieses Ding wieder runter. Langsam setzte er mich in meinem Essstuhl und brachte mir so buntes Zeug. Es war knusprig und in Milch. Dazu schmeckte es je nach Farbe anders. Ich liebe es. Der Mann kam zu mir und erzählte mir etwas über sich.



Nun war mein Magen voll und ich konnte meine Augen kaum wach halten. Der Mann wollte, dass ich den Rest auch aufesse. Aber ich wollte nicht und warf die Schüssel runter. Wortlos räumte er auf und es klickte in der Türe.



Ich hörte Mamas Stimme und freute mich schon auf sie. Aber sie kam nicht. Langsam fielen mir die Augen zu und ich nickte ein.



Xenia 


Mein erster Arbeitstag hatte mir Spaß gemacht. Das Büro war eher was für mich und ich konnte Roger sehen. Er wirkte komisch auf mich und ging mir immer wieder aus dem Weg. Babs machte mich in der Pause zur Schnecke und meinte, Roger ist nun ihr Eigentum und sie würde verhindern, dass er mein Eigentum wird. Auch wenn die Worte wirr klangen, verstand ich. Beide gehen nun miteinander. Ich habe alles vermasselt. Roger ist nun weg. Und das ist meine Schuld. Als auch noch mein Chef mit einem Stapel Unterlagen kam, während ich meine Sachen für den Heimweg packte, dachte ich schon, ich muss Überstunden machen.
"Frau Wolf, können Sie zu Hause diese Unterlagen noch schnell abarbeiten? Wir brauchen die für Morgen", fragte er freundlich.
Damit ich nicht gleich einen schlechten Eindruck mache, nahm ich die Arbeit mit nach Hause und setzte mich sofort an den Rechner, um alles zu erledigen. 



Vincent


Ich hörte auf einmal ein Weinen und traute meinen Augen nicht. Die kleine Cleo war immer noch im Hochstuhl und Xenia Aktenberge am bearbeiten. Ich kümmerte mich sofort um Cleo und brachte sie hoch. Um sicher zu gehen, ob Xenias Story stimmt, werde ich heimlich einen Verwandtschaftstest machen. Wenn dieser negativ ausfallen sollte, werde ich passende Maßnahmen ergreifen. 




Ich holte ein Märchen aus dem Bücherregal im Kinderzimmer und las sie Cleo vor. Sie war wie erwartet schnell eingeschlafen und ich konnte meine Probe bekommen.




Das Esszimmer war ziemlich verschmutzt. Es sah so aus, als hätte es eine Essensschlacht gegeben. Ich nahm meinen Reiniger in die Hand und reinigte alles mit einem Lappen.




Aus der Küche hörte ich Geräusche und entdeckte Xenia dabei, wie sie sich an einem gemischten Salat für uns versuchte. Ich traute ihrer Kochkunst noch nicht und grillte mir lieber selbst etwas.




Sie setzte sich zu mir und ich fragte sie:
"Hast du nicht vorhin etwas vergessen?" 
"Ich wüsste nicht was. Was habe ich vergessen?", antwortete sie verdutzt.
Ich war mehr als entsetzt. Sie hat wirklich vergessen, dass sie ein Kind hat.
"Dein Kind zum Beispiel. Es weinte ganze Zeit und du hast gearbeitet. Ich habe sie ins Bett gebracht und beruhigt. Wie kann man sein Kind vergessen?!", sagte ich sauer.
Sie hielt sich den Mund vor Schreck zu und sagte:
"So ein Mist. An Cleo habe ich nicht mehr gedacht. Ich dachte, sie wäre bereits im Bett, als wir gekommen sind."
"War sie nicht. Sie saß im Hochstuhl und hat nach dir gerufen. Was bist du nur für eine Rabenmutter", warf ich ihr vor.
Ihr kamen Tränen in den Augen und ich merkte, dass ich mich falsch ausgedrückt habe. Aber das Muttersein muss sie wirklich noch üben.






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