Tag 30 bis Tag 33 - Drillinge

Tag 30

Xenia

Ich hatte mich langsam mit Hilfe eines Therapeuten an die neue Situation angepasst und nahm mein Schicksal als Witwe und Mutter einer verstorbenen Ermittlerin an. Natürlich war ich immer noch traurig darüber. Aber der Schmerz wurde durch den Therapeuten langsam weniger.



Serafin weinte die ganze Zeit und änderte seinen Stil. Mit jemanden über seine Gefühle reden konnte er nicht. Er brachte es noch nicht übers Herz, sich von seinem Vater und seiner Schwester zu verabschieden.



Er versuchte sich als Künstler und wollte so seine Gefühle zum Ausdruck bringen. Aber er hatte kein Talent dafür und seine Bilder sahen fürchterlich aus.



Noch immer war der misslungene Einsatz von Cleo in den Nachrichten. Neben Cleo gab es drei weitere verstorbene Agenten und eine Mutter ist verstorben, weil sie ihr Kind draußen auf der Straße vor fliegenden Teilen beschützen wollte. Sie zog sich dabei schwerste Verletzungen zu und verstarb im Krankenhaus. Ich hörte von Tim, dass interne Ermittler den obersten Chef der Agency in Haft genommen hatten. Er sollte den Verbrecher gewarnt haben, weil dieser sein Sohn gewesen ist. Wenn er Glück hat, bekommt nur die fristlose Kündigung und verliert seine Ansprüche auf die Pension. Tim wurde zum Nachfolger ernannt und machte Kyle zum neuen Teamleiter. Kevin hatte nach der Geschichte gekündigt und arbeitet nun bei der Polizei. Er hielt es nicht mehr im Gebäude der Agency aus, weil es ihn an Cleo erinnerte. Cleos Kollege Kyle stellte entsprechend ein neues Team zusammen. Heute kam der alte Chef von Cleo vor Gericht. In Handschellen gefesselt ging er die Treppen rauf und antwortete nicht auf die Fragen der Reporter. Er lief auch nicht wie gewohnt rum. Seinen teuren Anzug hatte er gegen eine Jeans mit Jackett getauscht. Dazu sah er unrasiert aus. Abends kam nach der Verhandlung raus und wieder stürzten sich die Reporter auf ihm. Da er keine Handschellen anhatte, wurde er wohl vor der Haft bewahrt. Wenige Tage später las ich in der Zeitung, dass er seinen Job und seine Pension verloren hat. Dazu erzählte die jetzige Ex-Frau in der Zeitung so viel Schlechtes über ihm und bedauerte den Tod des Sohnes. Sie nahm dazu den traumatisierten Jungen auf, der seine Mutter wegen ihren Mann verloren hat. Sie fühlte sich schuldig fürs Verhalten ihres Sohnes und tut nun alles, um den Fehler wieder gut zu machen.



Tag 31

Elvis und Stefan haben in der Zeit Paul Feng adoptiert. Zu dem Zeitpunkt meiner Erzählung war er ein problematischer Teenager und hing lieber mit Alkohol im Park ab als in der Schule zu lernen. Elvis wollte mich nach Rogers Tod nicht belasten, aber ich spürte, dass er meine Hilfe brauchte. Paul geriet außer Kontrolle und Elvis hatte Angst, es endet alles wie damals mit Cleo. 



Ich hielt es in meinem alten Haus nicht mehr aus und bezog Villa Ophelia. Serafin verstand mein Verhalten nicht. Aber ich hatte meine Gründe. Mir wurde das Haus im Alter zu groß und ich konnte nicht mehr so viel Wohnfläche ohne Hilfe reinigen. Orion fragte mich, ob er nicht im Bungalow am Bach wohnen darf. Nachdem sich seine Schwiegereltern scheiden ließen, wohnte nun die schwangere Schwiegermutter bei ihnen und die brauchten entsprechend Wohnraum. Ich ging sogar weiter und schenkte ihm das Bungalow. Er baute sich gerade eine Familie auf und würde den Wohnraum eher benötigen als ich. 



Tag 32

Jetzt, wo ich alleine war und Serafin ein junger Mann, schrieb ich viel mit alten Freunden. Die waren auch alle im meinem Alter und sterben langsam aus. Wir wollten unsere letzten Tage damit verbringen, gemeinsam etwas zu machen. Bevor wir uns nie wieder sehen.



Damals war ich gerne Angeln. Mit Roger. Nun angelte ich alleine und wurde traurig dabei. Mit Roger war das Angeln anders. Lebendiger.



Serafin

Ich wollte es Mama nicht sagen, dass ich nun bei der Agency arbeite. Immerhin hielt sie seit Cleos Tod nicht viel von dem Arbeitgeber. Dass ich mich auch mit Tifa Purdue traf und wir beide ein Paar waren verheimlichte ich auch. Sie konnte Tifa aus irgendeinem Grund noch nie leiden. Leider behielt sie mit ihrem Gefühl auch recht.




Ich lenkte Mama mit einem Schachspiel ab, damit wir ihr die gute Neuigkeiten mitteilen konnten. Tifa war schwanger und Mama fiel aus allen Wolken. Ich hatte Angst vor Geschrei seitens meiner Mutter, aber sie ging einfach aus dem Haus.




Seit Tifa auch noch bei uns lebte, herrschte ein sehr angespanntes Klima. Mama beachtete ihre Schwiegertochter in Spe nicht mal und ging ihr aus dem Weg. Selbst als unsere Drillinge Sohn Xavier, Tochter Yves und Tochter Wales zur Welt kamen, scherte sie sich nicht um Tifa. Dafür kümmerte sie sich liebevoll um ihre Enkelkinder zusammen mit uns. 




Tag 33

Ich merkte schnell, dass Yves auf ihre Geschwister sehr eifersüchtig war. Ständig starrte sie ihre Geschwister mit einem giftigen Blick an.




Zum Glück kann man die Drillinge gut unterscheiden. Xavier und Wales hatten schwarze Haare wie ich, Yves die roten Haare ihrer hübschen Mutter geerbt.




Wir gaben unser Bestes, damit die Drillinge es gut hatten.




Leider war Tifa abends auch viel Feiern und schlief teilweise den ganzen Tag, wenn sie frei hatte. So langsam wurde sie von einer engagierten Mutter zu einer Rabenmutter. Mama und ich kümmerten uns nur noch um den Nachwuchs. Irgendwann tat Tifa gar nichts mehr für die Kinder.



Mama meinte immer,  ich sollte mich von Tifa trennen. Sie tut nichts im Haushalt und kümmert sich nicht mal um die Kinder. Durch meine rosarote Brille sah ich es anders. Tifa war eine gute Freundin, auch sie mir letzter Zeit immer mehr aus dem Weg ging und ich ihr ständig neue Sachen kaufen konnte. Oder ihr Luxusleben wie Spabesuche und tägliche Besuche beim Starfriseur bezahlte.



Xenia

Ich hörte abends eins der Drillinge weinen und wollte eigentlich nur meine Kleider wechseln, bevor ich es versorge. 



Meine Brust schmerzte aus dem nichts und ich bekam keine Luft mehr. Mein Herz schien immer schneller zu rasen und mein Puls war unnatürlich hoch. Dazu wurde mein linker Arm taub und Sprechen fiel mir sehr schwer. Ich konnte nicht mal nach Hilfe rufen. Irgendwann gaben meine Beine nach und ich brach zusammen. Während ich bewusstlos auf dem Boden lag, spürte ich, dass ich gehen musste. Meine Zeit war gekommen. Ich öffnete meine Augen und sah Cleo und sowie Roger. Sie fielen mir um den Hals und weinten dabei. Dann entdeckte ich mein Enkelkind neben meiner Leiche und schrie als Geist:
"Geh hoch! Geh bitte wieder hoch!"
Es fing an zu Weinen und jemand brach die Türe unten auf. Ein Nachbar stand im Schlafzimmer brachte schnell den Kleinen weg. Es sollte diese Szene einfach nicht sehen. Er untersuchte meine Leiche nach Lebenszeichen und rief einen Krankenwagen. Dazu rief er meinen Sohn an, weil etwas passiert war. Ich schwebte durchs Haus und sah, wie sich mein Sohn draußen den Leichenwagen anschaute. 
"Nicht Mama. Bitte auch nicht Mama", weinte er fürchterlich. 
Ihm kam der Notarzt entgegen und schüttelte den Kopf. Er rannte hoch und sah, wie meine Leiche in einem Sack gesteckt wurde. Tränen liefen über seine Wangen und ich musste von Roger gehalten werden, weil ich auch weinte. Ich würde nie meine Enkelkinder als Teenager erleben. Oder vielleicht sogar als Eltern.
Serafin schaute  nach den Kindern. Der Nachbar und ein Sanitäter kümmerten sich um die Kinder, als er das Kinderzimmer betrat. Als sie ihren Papa sahen, kamen sie ihm entgegen.





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